Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor:
Sie sind ein Hund, geboren auf der Straße, groß geworden auf der Straße. Tagsüber laufen Sie dort herum, wo Sie Futter finden können (in der Nähe von Restaurants, Lebensmittelgeschäften und dort, wo tierliebe Menschen Kleinigkeiten deponieren für Streuner. Sie müssen schnell am Futter sein, sonst ist es weg, Sie sollten sich nicht allzu lange an einem Ort aufhalten, sonst vertreiben Sie nicht tierliebe Menschen mit Fußtritten, Steinwürfen oder Schlimmeren. Überqueren Sie die Straße, finden es einige Menschen spaßig, Sie "umzunieten" Nach einem anstrengenden Tag suchen Sie sich ein Plätzchen für die Nacht, wo der Wind nicht ganz so pfeift und eventuell kein Regen hinkommt. Aber Sie schlafen dort nicht ruhig. Die Angst vor Übergriffen lässt sie nicht ruhig schlafen.
Plötzlich sind da Menschen, die Sie dort wegholen. Menschen in weißen Kitteln (Tierklinik), die komisch riechen und Sie auf einen kalten Tisch stellen und überall untersuchen. Sie haben Angst.
Dann kommen Sie in eine Pflegestelle oder einen privaten Shelter. Die Angst bleibt.
Doch die Pflegestelle gibt Sicherheit. Sie kommen zur Ruhe. Denn nur so kommt man aus dem Kreislauf, der in dem kleinen Hundekopf das Überleben bestimmt hat, heraus.
Der Mensch, der täglich kommt, sie füttert und zum Laufen raus lässt, erscheint nach einiger Zeit unbedrohlich und sie entscheiden ihm zu vertrauen, vielleicht das erste Mal in ihrem Leben. Sie lernen eine streichelnde Hand kennen.
Eines Tages ändert sich der Alltag wieder:
Sie treten die Reise in Ihr erstes richtiges Zuhause an, wo Sie Liebe und Geborgenheit erfahren werden und nie mehr hungern müssen, aber das wissen Sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Der Transport: Der Tag ist gekommen, wo sie als Hund aus der Wohnung oder dem Tierheim geführt werden, an der Leine oder in einer Box, wieder weg von dem Platz, in dem Sie sich gerade eingelebt hatten, und dem freundlichen Menschen, der Sie bisher fütterte.
Wieder haben Sie Angst. Sie werden in einen Transporter gesperrt mit vielen anderen Hunden und katzen, die jaulen oder miauen vor Angst.
Zwischendurch hält der Transporter an, Sie bekommen Wasser und was zu essen und die Boxen werden sauber gemacht. Inzwischen haben Sie sich an das Rütteln zwar gewöhnt aber es ist alles immer noch aufregend und Sie kommen nicht zur Ruhe.
Irgendwann geht die Laderaumtür auf, jemand kommt an die Box, öffnet diese. Sie werden von Menschen begrüßt, die sich freuen und lachen und Sie streicheln. Sie haben Angst, denn Sie kennen diese Menschen nicht, wissen nicht, was mit Ihnen passiert. Man hebt Sie in ein Auto hinein. Alles ist fremd und macht Ihnen Angst. Nach einer weiteren Fahrt, kommen Sie in das neue Zuhause!
Da passiert Ihnen das erste Malheur: eine Pfütze, die einfach aus Ihnen raus musste, vor Angst und Stress. Vielleicht sind da viele Menschen, die Sie ansehen, die Leckerchen anbieten, Sie streicheln wollen, aber Sie sind müde, verzweifelt durch die dauernden Veränderungen und Sie können als Hund das Geschehene nur verarbeiten, wenn sie behütet und ruhig schlafen dürfen! Sie bekommen vielleicht einen neuen Namen, alle rufen durcheinander, kleine Kinder greifen nach ihnen (im Heimatland haben Kinder Sie getreten, bespuckt, mit Steinen und Stöcken beworfen, aber da konnten Sie auf der Straße immer schnell noch weglaufen), aber Sie können nicht weg und die Vielzahl der neuen Eindrücke, die Gerüche, die Geräusche, die vielen unbekannten Dinge um Sie herum überfordern Sie als Hund und machen Ihnen Angst! Sie brauchen dringend Ruhe und Zeit das neue Leben zu verstehen, Vertrauen zu fassen. Geduldige Menschen, die Ihnen zeigen, dass sie in der Wohnung und bei ihren Menschen sicher sind.
Wenn Sie sich bis jetzt in den Auslands-Hund hineinversetzt haben, verstehen Sie seine Überreizung, Überforderung, Verzweiflung und Angst sicher sehr gut. Helfen Sie Ihrem neuen Familienmitglied! Falls Ihr Streuner bereits einen Namen hatte, benutzen sie den Namen zumindest in der ersten Zeit. Straßentiere sind Namenlose und der Name, mit dem Ihr Hund zum Essen gerufen wurde, ist meist für den Hund mit positiven Gefühlen verbunden. Er wird weniger Angst vor fremden Menschen haben, wenn zunächst der "alte" Name benutzt wird, es ist etwas Vertrautes!
So handeln Sie richtig:
Quelle: Initiative für Strassentiere